Mittwoch, 3. Juni 2009

highlander und... „elke schneider“!

(nachtrag vom 31.5.3009)

samstag früh um sechs, als der wecker klingelt, damit ich es pünktlich zum nachmittäglichen slam nach siegen schaffe, merke ich: die reise-, vielleicht auch slammüdigkeit, macht mir zu wirklich zu schaffen.

bea fragt, warum ich auch so viel unterwegs bin. gute frage. leichte antwort: weil ich all die slams zu der zeit zusagte, als ich voller elan war und unterwegs sein musste und spaß am reisen hatte und an den texten, weil sie neu waren... und slams außerhalb sagt man auch nicht so schnell ab, wie mal einen slam in berlin.
wie letzte woche.
wegen ohrentzündung.
was gut war!
weil der ex, den man einfach immer noch nicht wiedersehen will, weil es einen noch müder macht, wieder mal überraschend auf der bühne aufkreuzte, wo man selbst stehen sollte. aber wie im letzten september, wo ich mir das auge halb auskratzte, damit ich ihn nicht sehen musste, weiß mein körper mich von desaströsen begegnungen fernzuhalten, wenn es nicht unbedingt sein muss...

so also samstag früh gegen sieben sich aufmachen richtung siegen... mit umsteigen in hagen:

nachdem unser ICE 10 minuten verspätung hat und unser RE-anschluss wie beinahe (pauline füg hat am nächsten morgen zum glück mehr glück) jeder RE-anschluss bei selbst einminütiger verspätung nicht wartet, müssen wir dies eben tun. frank klötgen, der ab eben hier mein wunderbarer reisebegleiter ist und mit dem man unbeschwert über so ziemlich alles, nicht nur slam reden kann, und ich vertreiben uns die zeit beim bäcker mit kaffee/tee und käsebrötchen.

siegen. sommer. super! berlin hatte in der letzten nacht mit herbstwind und heute morgen mit ebenfalls herbstlichem himmel frohlockt, die dicke jacke anzuziehen. und einen pulli unter dem t-shirt. ziehe mich bei mc donalds um, weil wir eh noch auf jemanden warten, bevor wir mit dem shuttle dann weiter zum festival in lützenow oder lützow gefahren werden. chritian ritter joins us, gutgelaunt wie immer.

festival backstage: es ist ein kleines familientreffen und man freut sich, jedes der gesichter wiederzusehen. sulaiman, flo, anke fuchs, sushi, großraumdichten, stefan dörsing, andi weber, lars ruppel... die liste ist lang und gut. und einmal mehr ist der wettbewerb nebensache. auch wenn es ärgerlich ist, dass beim auftritt dann plötzlich der soundcheck im zelt nebenan so laut ist, dass man selbst und auch das publikum total abgelenkt ist. oder dass der moderator so ziemlich jeden poeten aufregt, weil er seinen job nicht gut macht.

überraschter (nicht überraschender) sieger nach einem 5-er finale dann: christian ritter. mit einer herrlichen geschichte über franzosen. dicht gefolgt (mit nur einem halben dezibel unterschied) von andy strauß, der uns dann noch als zuerst liebeslied-schmetternde, dann heavy metal-brüllende ananas auf der bühne, nun ja, sagen wir: beglückt. er selbst hat mit seinen musikern sichtlich spaß. das publikum ist da geteilter meinung. aber das soll kunst ja auch irgendwie tun: das publikum spalten.

dieser auftritt an sich wäre eigentlich schon highlight genug. aber das eigentliche event des abends steht noch bevor, und wenn ich ehrlich bin, war das auch ein grund bei der andauernden ausgebranntheit, den slam, obwohl es ein highlander ist und bei aller liebe zum veranstalter, den ich wirklich mag, nicht kurzfristig abzusagen:

helge schneider. live. und umsonst.

finden einen platz vor der bühne auf dem boden und genießen die show.

zugegeben: so wie bei andy strauß, bei dem ich mich immer frage, ob ich seine show grandios genial oder einfach grandios seltsam finden soll, bin ich noch nie ganz sicher gewesen, was ich von helge halte. fan seiner jazzkünste bin ich schon lange und einen riesenrespekt hege ich für seine virtuosität auf 9 (oder mehr?) instrumenten, sein film mit den außerirdischen jazzern gefiel mit bei aller absurdität auch...
aber bei zuviel klamauk wird es mir eben, wie beim slam auch, zu bunt.

da ich müde und hungrig bin, weil wir auf das essen warten, dass es erst um halb elf gibt, lache ich weniger, wenn der magen knurrt, wird man selbst ja auch knurriger, und beobachte dafür sehr genau.

und stelle fest, was für mich an diesem abend das genie dieses allround-künstlers ausmacht:

er gibt dem publikum zuerst genau das, was es haben will: das zirkuspferd in der manege. oder eben den clown, der sich zum hampelmann macht und über den das publikum lauthals lachen kann.
aber das setzt er grad so portioniert und auf den punkt, die pointe genau ein, dass er danach sofort den ball zurück ins publikum wirft, sich aus der rolle des hampelmanns in den klugen kopf verwandelt, der es einfach besser weiß, der die hampelmänner außerhalb dieser manege entlarvt, zb in der quizshow bei herrn jauch, worüber das publikum natürlich wieder lacht, lachen ist ja gesund, lachen über andere ist anscheinend noch viel gesünder. und dann noch eins draufsetzt, bei einem song plötzlich in einen 3/4-takt wechselt, den das publikum, weil es so im klatschen ist, weiter mitklatschen will, aber den wechsel verrafft...
und also plötzlich ist das publikum selber der idiot, über den man die ganze zeit lacht. aber das geschieht so subtil, dass es das gar nicht merkt.
muss es vielleicht auch nicht. helge, in frankreich „elke“ genannt (wegen des verstummten h, wie er erklärt), gibt ihm zucker und macht sich als meckernde ziege wieder zum zirkuspferd und gibt dem publikum wieder, was es will, um dann zu machen, was er will: zum abschluss zwei grandiose jazzstücke hinzulegen, wie man es nur zu später angetrunkener stunde im quasimodo hört.

fazit also: genial!

halb elf dann herrlich leckeres catering inklusive dessert, shuttle zum hotel, welches mitten im wald liegt – luft, die man als berliner kaum noch kennt!
durchatmen...

heute früh dann um acht uhr shuttle zum bahnhof, weil frank und ich uns einig sind, dass ein sonntag nachmittag zu hause die müdigkeit wert ist... wohl auch ein verpasstes frühstück, weil bis halb zehn am sonntag in siegen am bahnhof kein bäcker aufmacht. frühstück gibt es erst 3 stunden später in kassel.

dafür hat mami zu hause schon ente gemacht... ich muss nur noch die kloßmasse von lidl am ostbahnhof mitbringen.

heute abend dann filme mit mom und katze schauen. morgen endlich ausschlafen, endlich wieder zum sport und auch endlich mal aufräumen!

ich freu mich!

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pauline füg und frank klötgen mit chauffeuse in morgendlicher waldluft vor shuttle...