Montag, 1. Juni 2009

ICE 548, wagen 21, ausstieg in fahrtrichtung rechts

(nachtrag vom 25.4.2009)

es sind immer dieselben züge. da ist deutschland so riesig, und doch sitzt du in immer denselben zügen auf immer denselben strecken...

draußen blüht schon der flieder.
jedes jahr nehme ich mir vor, im nächsten jahr die fliederblüte nicht zu verpassen.
und da blüht er schon wieder... während ich noch immer nicht im frühling angekommen bin.

5 ½ stunden zugfahrt. sonne, flieder, ländliche idylle hinter glas. manchmal denke ich, hier ließe es sich gut aussteigen und...

lächeln.

irgendwann in stuttgart, vor 3 jahren, nach einem wunder von wochenende, sprach meine ex-ex-flamme, mit den ausmaßen eines waldbrandes, genau dieselben worte.

vielleicht vermisse ich gerade ihn deshalb so sehr derzeit.
nach so langer zeit.
verrückt, denke ich.

und dann seh ich ihn vor ein paar tagen wieder. nach 2 jahren.
seh ihn nur im vorbeifahren. groß und bild von einem mann. roh, aber wie ein diamant.
seh ihn und merke: der ofen ist noch gar nicht aus. die flamme ist zwar gelöscht, aber das gas strömt noch.
seh ihn und bin froh, dass sich unsere blicke nicht treffen und eventuell ausschlagen wie zündhölzer...

danach bin ich schlagartig sehr nüchtern.

matthias sag ich abends, während beas neue flamme, dieser hinreißende australier, der etwas von hugh jackman hat, melancholisch entspannte lieder singt, dass ich mich nicht mehr auf jungs einlassen werde.
jedenfalls nicht, so lange ich nicht verliebt bin und sicher, dass der kerl es ernst mit mir meint...
u see: die chancen stehen gut, dass ich als nonne ende.
eins davon ist halt immer das k.o.-kriterium. und eins ohne das andere ist nur die halbe miete, und dann schläfst du doch wieder unter einer brücke, der brücke, die zwischen kopf und herz geschlagen ist, und da ist es wie unter allen brücken: dreckig und zugig.

und er lächelt milde und fragt, was alle jungs dann fragen:
was ist denn einfach mit den augenblicken genießen?

und ich denke, wir haben glück, dass er nur ein bekannter ist, sonst müsst ich jetzt gehen.

wenn es so einfach wäre...

manchmal will ich die zeit zurückdrehen.

oder aussteigen.
irgendwo im grünen.
aber der zug rollt.

und irgendwas von mir bleibt auf der streckt. bleibt liegen, liegen wie nach einem drahtseilakt wie man ihn manchmal im park sieht: auf einem nur 30 cm über der wiese gespannten seil. wo man sich hochschwingt, und meistens sofort auf den hintern setzt und sich wieder aufrappelt, weil man sich dabei nie wirklich weh tut...

so fühlt sich irgendwas in mir an. nicht verletzt. aber auf dem boden. der zwar gras ist. aber heute reicht das, um liegenzubleiben. hab mir mit nichts wirklich weh getan, aber ich bin zu müde, mich aufzurappeln, hochzuschwingen und eh wieder zu fallen.

leg mich zurück ins gras und schließe die augen. lecke keine wunden. aber bin auch nicht wirklich unversehrt.

und jack johnson – wieder so ein hinreißender australier, matthias sagt, ich brauche einen australier, die sind so herrlich entspannt – jack johnson ist wie ein buntes plüschpflaster, das dir deine mami auf kinderschrammen klebt, die gar nicht schlimm sind, und trotzdem könntest du auf der stelle flennen wie ein baby.

noch 2 stunden fahrt...

und kein ankommen in sicht.