Sonntag, 7. Juni 2009

schlaflos in essen

(5.6.2009, 6 a.m.)


manchmal kann ich nicht schlafen.

wenn gedanken rotieren, laut wie kreissägen, und zweifel und ängste an mir nagen, zerfetzt zu werden zwischen einer vergangenheit, die nicht loslassen kann, und einer zukunft, die noch nicht beginnen will.

manchmal dann steh ich hier, auf der mitte der brücke zwischen kopf und herz geschlagen, will bungee jumpen, aber finde kein seil stark genug, die schwere zu tragen, also stehe ich und bleibe stehn, denn man sagt, auf der mitte einer brücke können wunder geschehn.

manchmal dann will ich auf die knie fallen und beten, aber ich weiß nicht zu welchem gott ich beten soll.
das ist wie wahltags, wenn du nicht weißt, wem du das kreuz geben sollst...
wer könnte es mit würde tragen?
und wenn du den gang zur urne dann gehst, hast du immer das gefühl, dass du die demokratie irgendwie doch zu grabe trägst.

und manchmal da ist jeder schritt in jede richtung so schwer, weil alles, was dich umtreibt, die frage ist:
was, wenn du am ende dieses tunnels ankommst ---
und da gibt es kein licht?


manchmal kann ich einfach nicht schlafen.

dann will ich alles stehen und liegen lassen, keine mails checken, das telefon ausmachen, mich, wenn es an der tür klingelt, totstellen, keinen termindruck, keine verpflichtungen haben, will mich in den zug setzen und raus! fahren in das haus, in dem ich aufwuchs, wo meine mutter noch wohnt, wo meine oma starb.
dort ist vergangenheit
ist zukunft
ist:
immer gegenwart.
kein rennen, nur ankommen, da fällt jeder lärm ab. die stille ängstigt mich nicht, ist mir heimlich vertraut, wie die geräusche, die das haus macht, wenn draußen ein zug vorbei rollt.

und ich lächle, denn ich sitze nicht drin!

und ich merke:
ich werde langsam
wieder zu der
die ich bin.

dann besuche ich meine schwester im herzen im mutterglück und sehe leanders engelslächeln und es gibt mir meinen glauben ein kleines stück zurück, dass alles schon irgendwie richtig ist.
gedanken werden still, wir reden nicht viel, es gibt nichts zu sagen, neben diesem gefühl:

dass es irgendwo noch ein stück vom garten eden gibt, das dir heimat ist.


als ich nach hause fahre, zurück ins leben, bin ich schwer vor müdigkeit und weiß:
ich kann wieder schlafen.
ohne gedanken an nichts oder keinen.

und es ist schön, im einschlafen zu flüstern:
ich liebe dich ...
à la wondratschek:
"ohne irgendetwas oder irgendwen zu meinen".